Die Arbeiten am Gerhardsseifen machen Fortschritte: Der Schutzbau über dem Ausgrabungsgelände steht und viele Zwischenschritte sind erledigt. Dennoch war die Präsentation des Schutzbaus sowie eines Themenweges dorthin - Der EisenZeitReiseWeg - nicht zum Herbst dieses Jahr möglich. Bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich vieles verzögert und erst Recht wäre eine Eröffnung für ein breites Publikum im Tal des Gerhardsseifens nicht durchführbar gewesen.
Die Eröffnung ist nun für Mai 2021 avisiert. Damit aber schon jetzt Interessierte einen Einblick in die Bedeutung des Projektes sowie zum Stand der Arbeiten bekommen, wird am 13. September 2020 um 0.15 h anlässlich des "Tages des offenen Denkmals" auf
YouTube [https://www.youtube.com/watch?v=y0zxYw3XrqU]
ein zirka 10-minütiges Video veröffentlicht. In ihm zeigen die Kooperationspartner LWL-Archäologie für Westfalen, Deutsches Bergbau-Museum Bochum sowie der Trägerverein "Ein Siegerländer Tal" e.V. auch Filmaufnahmen der Ausgrabungen am Gerhardsseifen 2012 und sogar - erstmals überhaupt - Filmaufnahmen aus der Pionierphase der Siegerländer Forschung. Schauen Sie doch mal vorbei und wagen einen Blick über 2000 Jahre zurück.
Die Arbeiten am Schutz- und Präsentationsbau für die keltenzeitliche Fundstätte Gerhardsseifen in Niederschelden kommen sehr gut voran. Nach nur vier Monaten Bauzeit wurde gestern an der Ausgrabungsstätte Richtfest begangen.
Zum Richtfest am neuen Schutz- und Präsentationsbau an der Fundstätte "Gerhardsseifen" trafen sich gestern Unterstützer, Förderer und Sponsoren des Projekts. (Foto: Stadt Siegen)
Im Dreiborntal in Niederschelden begrüßte Arne Fries, Kulturdezernent der Stadt Siegen, in Vertretung für Bürgermeister Steffen Mues bei einem Pressetermin zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der
Politik und der Heimatvereine sowie Sponsoren und Unterstützer des Projekts.
Auch Landrat Andreas Müller, Landrat Peter Enders aus dem Nachbarkreis Altenkirchen und Bürgermeister Maik Köhler (Verbandsgemeinde Kirchen) überbrachten Grüße an die Gäste. Vom Vorstand der NRW-Stiftung, die die Bewahrung der Fundstätte aus der Keltenzeit mit 150.000 Euro gefördert hat, war der frühere Staatssekretär Karl-Peter Brendel vor Ort.
Die Stadt Siegen als Bauträger und alle Beteiligten wollen durch die Errichtung eines geschlossenen Schutzbaus die "Werkstatt" mit den zwei Rennöfen zur Stahlproduktion aus der Keltenzeit und dem Mittelalter dauerhaft bewahren und präsentieren. Die Fundstätte soll künftig ein "außerschulischer Lernort" werden und für touristische Zwecke zugänglich gemacht werden.
„Unter Berücksichtigung dieser guten Vorzeichen können wir uns heute davon überzeugen, dass sowohl die geländemäßig schwierigen Tiefbau- und Fundamentarbeiten als auch die Errichtung des Schutzbaus gelungen sind. Aufgrund dessen werden in Kürze schon die Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten im Inneren des Schutzbaus beginnen“, sagte Fries.
Interessierte Besucherinnen und Besucher sollen hier künftig auf Spurensuche der keltenzeitlichen Stahlherstellung gehen können, um die frühe Montanlandschaft des Siegerlandes zu erleben. "Ich bin aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Überzeugung, dass wir Mitte nächsten Jahres das Projekt seiner Bestimmung übergeben können, worauf auch die NRW-Stiftung stolz sein kann“, so Fries.
Unterstützt wird das Vorhaben maßgeblich vom Trägerverein "Ein Siegerländer Tal e.V." (Zusammenschluss von sechs Heimatvereinen), der Stadt Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein.
[Presseinformation der Stadt Siegen vom 11. Oktober 2019]
Gerhardsseifen ist eine einzigartige Grabungsstätte für unsere Region und eine Fundstelle von europäischem Rang. Denn die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland ist außergewöhnlich für Mitteleuropa.
Die Waldgenossenschaft Siegen-Niederschelden als auch die Heimatvereine Niederschelden und Niederschelderhütte ergriffen die Initiative. Sie regten 2012 die Ausgräber am Gerhardsseifen dazu an,
die Bewahrung und öffentliche Präsentation der archöologisch ergrabenen Strukturen in Betracht zu ziehen, nachdem ein ungewöhnlich hohes Interesse der Bevölkerung zu verzeichnen war. Dieser
Initiative folgte ein breites und positives Medienecho sowie die große Anteilnahme von Politikern der Stadt Siegen, des Kreises Siegen-Wittgensteins und sogar des Bundes.
Die Forscher entschlossen sich daher von ihrem ursprünglichen Ziel abzuweichen, die vorgefundenen Betriebsstrukturen nicht vollständig auszugraben und damit zu zerstören, sondern die
wichtigsten Elemente zu erhalten - dies ist eine einmalige Chance.
Diese einmalige Chance muss genutzt werden! Denn diese Ausgrabungsstätte ist heute die einzige in unserer Heimat, wo eine „Werkstatt“ des prähistorischen sowie mittelalterlichen Siegerlandes großflächig erlebt werden kann, bei gleichzeitig ausgezeichneter Erhaltung. Alle bislang bekannten ausgestellten Modelle oder Ausgrabungsbefunde der Region waren entweder zu begrenzt, nicht nach originalen Vorlagen rekonstruiert oder sie sind heute bereits vergangen.
Neben der wissenschaftlichen herausgehobenen Bedeutung
rechtfertigt das in der Region rege öffentliche Interesse an der Ausgrabungsstätte deren dauerhafte Bewahrung und Präsentation.
Wie können die sensiblen archäologischen Befunde zugleich geschützt als auch präsentiert werden? Die Lösung ist ein Schutzbau, der die Befunde vor Licht und Witterung schützt und durch große Fenster
Ein- und Überblicke bietet.
Eine moderne Architektur mit Kortenstahlfassade stellt einen engen Bezug zu den Ausstellungsobjekten der Stahlerzeugung her. Die Gestaltung des Außengeländes präsentiert auf unterschiedliche Weise die eisenzeitliche Landschaft und ausgegrabene Strukturen verschiedener Epochen.
Der wartungsarme Schutzbau kann zugleich Kristallisationspunkt als auch Beginn mehrerer Themenpfade sein, die Elemente der eisenzeitlichen bis mittelalterlichen Montanlandschaft präsentieren und
bereits existierende
Themenpfade zum Berg- und Hüttenwesen miteinander verknüpfen.
Am 28. Juni 2018 war ein großer Tag für all die Menschen, die sich seit Jahren mit großer Begeisterung um die Ausgrabungsstätte "Gerhardsseifen" bemüht, Gelder gesammelt und Netzwerke aufgebaut haben, um diesem Projekt den wichtigen Anschub zu geben.
Im Oberen Schloss wurde dieser Einsatz nun mit der Übergabe eines Förderbescheides über 150.000 Euro gewürdigt. Ekhard Uhlenberg, Präsident der NRWStiftung, übergab den Bewilligungsbescheid symbolisch an Friedrich Schmidt, Vorsitzender des "Trägervereins Ein Siegerländer Tal e.V." Dieser Verein, vor kurzem neu gegründet, wird das Projekt künftig begleiten und betreuen. Uhlenberg lobte bei seinem Besuch das Engagement der zahlreichen Vereine, die sich in dem Trägerverein zusammengeschlossen haben. Erstmalig ist für ihn die Erkenntnis, dass das Zusammenwirken der Vereine auch über die Landesgrenze hinaus bestens funktioniert.
Siegens Bürgermeister Steffen Mues erinnerte an die Bedeutung der Funde. Bei dieser Grabung sind zum erstenmal im Siegerland an nahezu gleicher Stelle Zeugnisse aus drei industriellen Zeitepochen gefunden worden. Allein dadurch hat die Ausgrabungsstätte laut Aussagen der Archäologen eine Bedeutung von europäischem Rang. Aus Sicht des Bürgermeisters ist es bewundernswert, wieviele Vereine und noch dazu über die Landesgrenze hinaus sich an dem Projekt beteiligen. So ziehen die Vereine Niederschelden, Gosenbach, Oberschelden, Niederschelderhütte, Mudersbach und Brachbach an einem Strang und zeigen, dass die Zeit des Kirchturmdenkens vorbei ist. Auch der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller, steht voll hinter dem Projekt.
Nachdem nun die Finanzierung gesichert ist, werden in 2018 die Planungen weitgehend abgeschlossen. Baubeginn für den Schutzbau und die Außenanlagen ist Mitte 2019, die endgültige Fertigstellung ist für Anfang 2020 vorgesehen.