Bauarbeiten am Bühlrückentunnel
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Heimatgruppe Niederschelden
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Ausgrabungsstätte "Gerhardsseifen"

Über 1.000 Jahre Technikgeschichte wird für die Öffentlichkeit erlebbar - Archäologie, Verhüttungsöfen und eine "Sau" zum Anfassen

Offiziell eröffnet: Bürgermeister Steffen Mues (Mitte) übergab jetzt den Schutzbau "Gerhardsseifen" der Öffentlichkeit (Foto: Stadt Siegen) Offiziell eröffnet: Bürgermeister Steffen Mues (Mitte) übergab jetzt den Schutzbau "Gerhardsseifen" der Öffentlichkeit (Foto: Stadt Siegen)

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert am ersten Mai-Wochenende gemeinsam mit der Stadt Siegen, dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum - Leibniz Forschungsmuseum für Georessourcen sowie dem Trägerverein "Ein Siegerländer Tal e.V." im Tal des Gerhardsseifens bei Siegen-Niederschelden (Kreis Siegen-Wittgenstein) ein bundesweit einmaliges kulturtouristisches Projekt, dass über 1.000 Jahre gut erhaltene Technikgeschichte präsentiert.

 

"Die aufwendige Aufbereitung der Ergebnisse in einem Themenwanderweg sowie die Darstellung der Ausgrabungsbefunde in einem eigens errichteten Schutzbau sind bundesweit einzigartig und damit ein überregional herausragendes Projekt der Denkmalpädagogik", so Prof. Dr. Michael M. Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. "Noch nie gelang es, derart komplexe archäologische Strukturen zu erhalten und attraktiv der Öffentlichkeit zu vermitteln", freut sich der Chef-Archäologe Westfalens über den Projektabschluss.

 

Viel zu erforschen am Gerhardsseifen

Vor 2.000 Jahren wurde im Siegerland in den größten Verhüttungsöfen Europas Eisen gewonnen. Auf eine keltische Produktionsphase folgte knapp 1000 Jahre später eine mittelalterliche, die mit viel ineffizienteren Öfen arbeitete. Dies sind nur zwei erstaunliche Ergebnisse jahrelanger archäologischer Forschungen im Tal des "Gerhardsseifens".


Archäologen und Archäologinnen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, der LWL-Archäologie für Westfalen sowie der Ruhr-Universität Bochum gruben hier von 2007 bis 2012 in verschiedenen Kampagnen eine bedeutende archäologische Fundstelle aus. Diese umfasst eine Werkstatt von Köhlern des 17. Jahrhunderts, die eine hochmittelalterliche Verhüttungswerkstatt überlagert. 

 

Diese wurde wiederum auf einer mindestens 1000 Jahre älteren keltenzeitlichen (eisenzeitlichen) Verhüttungswerkstatt errichtet. Die Überreste aus den insgesamt drei hier angesprochenen Zeiträumen waren derart gut erhalten, dass durch ihre Erforschung ein immenser Erkenntnisgewinn zur jeweiligen Betriebsorganisation und insgesamt zur Technikgeschichte erreicht werden konnte. Die Strukturen der Eisenzeit fanden dabei internationale Beachtung, weil die Ausgrabungen gleich zwei nah beieinanderliegende Verhüttungsöfen samt weiteren Betriebseinrichtungen freilegten.

 

"Die Ausgrabungen am Gerhardsseifen waren der Höhepunkt unserer archäologischen Forschungen zur keltischen Eisenproduktion im Siegerland", so Prof. Dr. Thomas Stöllner vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum. "Die Auswertung der Ausgrabungen ermöglichte uns erstmals die Produktionsmengen der Eisenzeit abzuschätzen. Allein am Gerhardsseifen muss über eine Tonne an Stahl hergestellt worden sein. Dass wir aus dem Grabungsplatz auch einen Ort des Wissenstransfers für die Öffentlichkeit machen, konnten wir bei den damals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsarbeiten nicht ahnen. Es ist schön, dass dies nun gelungen ist." 

 

Das Projekt erregt Aufmerksamkeit

2012, der Höhepunkt der archäologischen Ausgrabungen, war zugleich ein Wendepunkt für den Fundplatz: "Regelrechte Besucherströme bestaunten die gut erhaltenen Befunde der Ausgrabung und uns war klar, dass wir diese einzigartige Situation der Nachwelt erhalten und präsentieren müssen", sagt Steffen Mues, Bürgermeister der Stadt Siegen "Nirgendwo im Siegerland gab es für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, eine originäre Ausgrabung mit bedeutenden Befunden zur Hüttengeschichte zu besuchen". Das große öffentliche Interesse mit dem Wunsch zum Erhalt und der Präsentation der Ausgrabung bewirkte, dass die Ausgrabung gestoppt und die gut erhaltenen Strukturen konserviert wurden.

 

Dann begann ein aufwändiger Prozess: Der Schulterschluss von Archäologinnen und Archäologen mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik von Kreis und Stadt und besonders mit vielen Ehrenamtlichen führte bereits 2013 zur Entwicklung eines Konservierungs- und Präsentationskonzeptes. Wichtiges nächstes Zwischenergebnis war 2018 die Gründung des Trägervereins "Ein Siegerländer Tal e.V.". Beteiligt waren die Heimatvereine Gosenbach, Niederschelden, Niederschelderhütte, Mudersbach und Brachbach, Vertreterinnen und Vertreter der Ortsgemeinde Mudersbach, des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein, aber auch engagierte Einzelpersonen. Der Trägerverein ist damit länderübergreifend, wurde nun zum maßgeblichen Akteur und erreichte auch die finanzielle Förderung des Projektes, unter anderem  durch die NRW-Stiftung und die heimische Wirtschaft. Zudem wirkten Mitglieder des Trägervereins zusammen mit der LWL-Archäologie maßgeblich an der Gestaltung der kulturtouristischen Präsentation der archäologischen Befunde mit, die nun in einem Schutzbau präsentiert werden. Da die archäologischen Befunde unzugänglich sind, werden sie den Besuchenden mittels einer Licht-Audioshow vorgestellt. Die Präsentation startet auf Tastendruck.

 

Eckhard Uhlenberg, Präsident der NRW-Stiftung, betont: "Die Entdeckung, Sicherung und Präsentation der Fundstätte Gerhardseifen gehört zu den archäologischen Highlights in Südwestfalen. In Siegen-Niederschelden können sich alle davon überzeugen, wie erfolgreich die Kooperation von bürgerschaftlichem Engagement und anspruchsvoller Forschung sein kann. Hier werden keltische und mittelalterliche Funde anschaulich erlebbar."

 

Die archäologische Ausgrabung im Schutzbau ist zudem in einem Themenwanderweg eingebettet: den “EisenZeitReiseWeg". Beginnend vom Parkplatz, nahe des Sportplatzes des SUS Niederschelden, führt er zum Schutzbau und führt die Besuchenden von der Gegenwart zurück bis in die Zeit der Kelten. Neben spannenden Info-Tafeln liefert die ‘Ofensau' "Frieda" spannende Inhalte auch für kleine Besucherinnen und Besucher. Der Begriff 'Ofensau' meint in der Fachsprache eigentlich den Schlackenklotz, der nach der Verhüttung im Ofen bleibt. In der Kinderspur wurde aber aus dem Fachbegriff eine lebenslustige Akteurin, die Kindern die Themen des Wanderweges auf ihre Interessen ausgerichtet vermittelt und dabei zum Mitmachen und Nachdenken anregt.

 

Parallel zur Realisierung des Schutzbaus und des Themenwanderweges legten die Forschungskooperationspartner die Ausgrabungsergebnisse in Buchform vor. Gefördert durch die Altertumskommission für Westfalen entstand darüber hinaus eine populärwissenschaftliche Broschüre zum Gerhardsseifen. Außerdem erläutert ein YouTube-Film des Deutschen Bergbau-Museums Bochum die Verhüttungstechnik der Eisenzeit anhand der Grabungen am Gerhardsseifen, sowie auf Grundlage erfolgreicher archäologischer Experimente mit einem Nachbau des am Gerhardsseifen ausgegrabenen Verhüttungsofens.

 

Nach der offiziellen Einweihung des Schutzbaus samt Themenweg mit geladenen Gästen werden am 4. und 5. Mai 2024 Mitarbeitende des Trägervereins Ein Siegerländer Tal e.V., des Deutschen Bergbau-Museums Bochum sowie der LWL-Archäologie für Westfalen Führungen für alle Interessierten anbieten.  Die Uhrzeiten für diese Führungen werden auf der Internetseite des Trägervereins noch veröffentlicht.

 

Zur Homepage des Trägervereins Ein Siegerländer Tal e.V. ...

 

[Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vom 3. Mai 2024]

Der Trägerverein Ein Siegerländer Tal e.V.

[Quelle: Trägerverein Ein Siegerländer Tal e.V. |  www.einsiegerlaendertal.de 

 

Die Wurzeln der Gründung des Trägervereins Ein Siegerländer Tal liegen in dem schlechten Zustand der alten Röstofenanlage der Grube Storch & Schöneberg am Ortseingang von Gosenbach. Von verschiedenen Seiten wurde das Bedürfnis geäußert, dieses montangeschichtliche - jedoch augenblicklich dem Verfall preisgegebene - Denkmal zu erhalten und es für nachfolgende Generationen zu einem attraktiven Ort umzugestalten.

 

Mit der Zeit mussten wir jedoch einsehen, dass dem Anliegen, die bauliche Situation der Röstofenanlage zu verbessern, auf der lokalen Ebene Grenzen gesetzt waren. Damit verbunden war die Einsicht, dass der Erhaltung aber auch die didaktische Aufarbeitung einzelner historischer Objekte mit den Mitteln eines Heimatvereins nicht mehr zeitgemäß und für die längerfristige Sicherung nicht zielführend ist.

Aus dieser Erkenntnis heraus reifte der Gedanke, in Kooperation mit anderen Akteuren der Region eine Arbeitsgruppe zu gründen. Diese sollte sich nicht nur einem einzelnen montangeschichtlichen Denkmal widmen, sondern eine Vielzahl an interessanten und auch identitätsstiftenden Projekten betreuen, für die breite Öffentlichkeit erhalten und als Lernorte aufbereiten.

 

Mit dieser Agenda gelang es eine Vielzahl an Akteuren und Akteurinnen zu gewinnen. So die Heimatvereine Gosenbach, Oberschelden, Niederschelden, Niederschelderhütte, Mudersbach und Brachbach, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Siegen und der Ortsgemeinde Mudersbach, den Heimatbund Siegenland-Wittgenstein aber auch einige engagierte Einzelpersonen.

 

Am 30. März 2016 fand in Gosenbach die erste gemeinsame Sitzung aller Beteiligten statt, im Zuge derer eine intensive Zusammenarbeit vereinbart wurde, die über eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Beteiligten sichergestellt wurde. Aus der Arbeitsgruppe entstand dann der Trägerverein Ein Siegerländer Tal e.V.

Gerhardsseifen

[Quelle: Trägerverein Ein Siegerländer Tal e.V. |  www.einsiegerlaendertal.de

 

Im Siegerland (Kreis Siegen-Wittgenstein), der südlichsten Mittelgebirgsregion in Westfalen, rauchten vor über 2000 Jahren die größten Eisenverhüttungsöfen in Mitteleuropa. Diese Hightech-Öfen wurden von keltischen Hüttenleuten betrieben und produzierten große Massen an Stahl. Diese wichtige technikgeschichtliche Phase wurde in einem langjährigen Forschungsprojekt des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit der LWL-Archäologie für Westfalen (Außenstelle Olpe) sowie der Ruhr-Universität Bochum erforscht. Teil des Projekts waren auch zahlreiche archäologische Ausgrabungen.

Die wichtigste Geländeuntersuchung erfolgte am Bach "Gerhardsseifen" bei Siegen-Niederschelden im Dreiborntal, nahe zur Grenze nach Rheinland-Pfalz, und dauerte mit Unterbrechungen von 2007 bis 2012. Freigelegt wurde ein vollständiges und ungestörtes Verhüttungsensemble aus der Mittel- bis Spätlatènezeit (3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis Zeitenwende), bestehend aus zwei kuppelförmigen Verhüttungsöfen mit der dazugehörigen Schlackenhalde, einer Röstgrube und den Pfostenlöchern einer Bebauung, sowie einer Schmiedehalde. Somit kann für den Gerhardsseifen ein kompletter Produktionsprozess, beginnend mit der Aufbereitung des Erzes bis hin zum Ausschmieden der Luppe, nachgewiesen werden.


Eine weitere Besonderheit am Gerhardsseifen ist der hier ebenfalls erbrachte Nachweis einer Nachnutzung der Produktionsstätte im Mittelalter (10. bis 12. Jahrhundert) über Schlackenabstichöfen nebst zugehöriger Halde. Es konnte eindeutig belegt werden, dass die mittelalterlichen Hüttenleute am Gerhardsseifen die dort zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen latènezeitlichen Schlacken erneut verhütteten, diese also recycelten.


Die herausragende Erhaltung des Bodendenkmals führte in der Region zu dem Wunsch, die Befunde nicht weiter auszugraben und sie damit einer Beschädigung auszusetzen, sondern stattdessen zu erhalten und der Öffentlichkeit langfristig zu präsentieren. Dieses ambitionierte Vorhaben wurde in Kooperation mit der Stadt Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein realisiert und durch das Engagement des Trägervereins Ein Siegerländer Tal e. V.  vorangetrieben. Die Realisierung des Projekts konnte dank der großzügigen finanziellen Förderung durch die NRW-Stiftung sowie der Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft erreicht werden.


Alle in diesem Text verwendeten Informationen sind den Forschungen und Veröffentlichungen von Garner/ Zeiler entnommen und können über die in den Literaturtipps enthalten Angaben bezogen bzw. eingesehen werden.

Installation einer Brücke zur Ausgrabungsstätte und neu angelegte Außenanlage

Gerhardseifen öffnet erst im Oktober

"Gerhardseifen öffnet erst im Oktober" Ausschnitt aus der Siegener Zeitung vom 11. März 2021
SiegenerZeitung11Maerz2021_Gerhardseifen[...]
PDF-Dokument [300.2 KB]
Plan "Eisen Zeit Reise Weg" (Auszug aus GEObasis.nrw, Bezirksregierung Köln)
Anlage EisenZeitReiseWeg.pdf
PDF-Dokument [2.7 MB]

EisenZeitReiseWeg - keltische Eisenproduktion im Siegerland

Die Arbeiten am Gerhardsseifen machen Fortschritte: Der Schutzbau über dem Ausgrabungsgelände steht und viele Zwischenschritte sind erledigt. Dennoch war die Präsentation des Schutzbaus sowie eines Themenweges dorthin - Der EisenZeitReiseWeg - nicht zum Herbst dieses Jahr möglich. Bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich vieles verzögert und erst Recht wäre eine Eröffnung für ein breites Publikum im Tal des Gerhardsseifens nicht durchführbar gewesen.

 

Die Eröffnung ist nun für Mai 2021 avisiert. Damit aber schon jetzt Interessierte einen Einblick in die Bedeutung des Projektes sowie zum Stand der Arbeiten bekommen, wird am 13. September 2020 um 0.15 h anlässlich des "Tages des offenen Denkmals" auf

YouTube [https://www.youtube.com/watch?v=y0zxYw3XrqU]

ein zirka 10-minütiges Video veröffentlicht. In ihm zeigen die Kooperationspartner LWL-Archäologie für Westfalen, Deutsches Bergbau-Museum Bochum sowie der Trägerverein "Ein Siegerländer Tal" e.V. auch Filmaufnahmen der Ausgrabungen am Gerhardsseifen 2012 und sogar - erstmals überhaupt - Filmaufnahmen aus der Pionierphase der Siegerländer Forschung. Schauen Sie doch mal vorbei und wagen einen Blick über 2000 Jahre zurück.

Mit "Klick" auf das Bild zum YouTube-Film "EisenZeitReiseWeg" ... (ab 13. September 2020, 00:15 Uhr abrufbar) Mit "Klick" auf das Bild zum YouTube-Film "EisenZeitReiseWeg" ... (ab 13. September 2020, 00:15 Uhr abrufbar)

Richtfest für Schutzbau an der Fundstätte Gerhardsseifen

Die Arbeiten am Schutz- und Präsentationsbau für die keltenzeitliche Fundstätte Gerhardsseifen in Niederschelden kommen sehr gut voran. Nach nur vier Monaten Bauzeit wurde gestern an der Ausgrabungsstätte Richtfest begangen.

 

Zum Richtfest am neuen Schutz- und Präsentationsbau an der Fundstätte "Gerhardsseifen" trafen sich gestern Unterstützer, Förderer und Sponsoren des Projekts. (Foto: Stadt Siegen)
Im Dreiborntal in Niederschelden begrüßte Arne Fries, Kulturdezernent der Stadt Siegen, in Vertretung für Bürgermeister Steffen Mues bei einem Pressetermin zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Heimatvereine sowie Sponsoren und Unterstützer des Projekts.

 

Auch Landrat Andreas Müller, Landrat Peter Enders aus dem Nachbarkreis Altenkirchen und Bürgermeister Maik Köhler (Verbandsgemeinde Kirchen) überbrachten Grüße an die Gäste. Vom Vorstand der NRW-Stiftung, die die Bewahrung der Fundstätte aus der Keltenzeit mit 150.000 Euro gefördert hat, war der frühere Staatssekretär Karl-Peter Brendel vor Ort.

Die Stadt Siegen als Bauträger und alle Beteiligten wollen durch die Errichtung eines geschlossenen Schutzbaus die "Werkstatt" mit den zwei Rennöfen zur Stahlproduktion aus der Keltenzeit und dem Mittelalter dauerhaft bewahren und präsentieren. Die Fundstätte soll künftig ein "außerschulischer Lernort" werden und für touristische Zwecke zugänglich gemacht werden.

 

„Unter Berücksichtigung dieser guten Vorzeichen können wir uns heute davon überzeugen, dass sowohl die geländemäßig schwierigen Tiefbau- und Fundamentarbeiten als auch die Errichtung des Schutzbaus gelungen sind. Aufgrund dessen werden in Kürze schon die Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten im Inneren des Schutzbaus beginnen“, sagte Fries.

 

Interessierte Besucherinnen und Besucher sollen hier künftig auf Spurensuche der keltenzeitlichen Stahlherstellung gehen können, um die frühe Montanlandschaft des Siegerlandes zu erleben. "Ich bin aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Überzeugung, dass wir Mitte nächsten Jahres das Projekt seiner Bestimmung übergeben können, worauf auch die NRW-Stiftung stolz sein kann“, so Fries.

Unterstützt wird das Vorhaben maßgeblich vom Trägerverein "Ein Siegerländer Tal e.V." (Zusammenschluss von sechs Heimatvereinen), der Stadt Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein.

 

[Presseinformation der Stadt Siegen vom 11. Oktober 2019]

"Richtfest an der Ausgrabungsstätte 'Gerhardsseifen'", Ausschnitt aus der Siegener Zeitung vom 11. Oktober 2019
SiegenerZeitung11102019RichtfestAusgrabu[...]
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Arbeiten für den Schutzbau an der Ausgrabungsstätte Gerhardsseifen haben begonnen

Broschüre "Keltenzeit und Mittelalter am Gerhardsseifen in Siegen-Niederschelden" (Bewahrung und Präsentation einer frühen Werkstatt zur Stahlproduktion)

Broschüre "Keltenzeit und Mittelalter am Gerhardsseifen in Siegen-Niederschelden" (Bewahrung und Präsentation einer frühen Werkstatt zur Stahlproduktion)
Broschüre Gerhardsseifen 2019.pdf
PDF-Dokument [12.3 MB]
"Ein Spatenstich bei 'Keltenklima'", Ausschnitt aus der Siegener Zeitung vom 21. Mai 2019
SiegenerZeitung21052019Gerhardsseifen.pd[...]
PDF-Dokument [653.3 KB]
"Gerhardsseifen: Eröffnung für 2020 anvisiert", Ausschnitt aus dem Siegerlandkurier vom 13. April 2019
AusschnittSiegerlandkurier13042019Eroeff[...]
PDF-Dokument [357.2 KB]

Gerhardsseifen ist eine einzigartige Grabungsstätte für unsere Region und eine Fundstelle von europäischem Rang. Denn die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland ist außergewöhnlich für Mitteleuropa.


Die Waldgenossenschaft Siegen-Niederschelden als auch die Heimatvereine Niederschelden und Niederschelderhütte  ergriffen die Initiative. Sie regten 2012 die Ausgräber am Gerhardsseifen dazu an, die Bewahrung und öffentliche Präsentation der archöologisch ergrabenen Strukturen in Betracht zu ziehen, nachdem ein ungewöhnlich hohes Interesse der Bevölkerung zu verzeichnen war. Dieser Initiative folgte ein breites und positives Medienecho sowie die große Anteilnahme von Politikern der Stadt Siegen, des Kreises Siegen-Wittgensteins und sogar des Bundes.


Die Forscher entschlossen sich daher von ihrem ursprünglichen Ziel abzuweichen, die vorgefundenen Betriebsstrukturen nicht vollständig auszugraben und damit zu zerstören, sondern die wichtigsten Elemente zu erhalten - dies ist eine einmalige Chance.

 

Diese einmalige Chance muss genutzt werden! Denn diese Ausgrabungsstätte ist heute die einzige in unserer Heimat, wo eine „Werkstatt“ des prähistorischen sowie mittelalterlichen Siegerlandes großflächig erlebt werden kann, bei gleichzeitig ausgezeichneter Erhaltung. Alle bislang bekannten ausgestellten Modelle oder Ausgrabungsbefunde der Region waren entweder zu begrenzt, nicht nach originalen Vorlagen rekonstruiert oder sie sind heute bereits vergangen.


Neben der wissenschaftlichen herausgehobenen Bedeutung
rechtfertigt das in der Region rege öffentliche Interesse an der Ausgrabungsstätte deren dauerhafte Bewahrung und Präsentation.


Wie können die sensiblen archäologischen Befunde zugleich geschützt als auch präsentiert werden? Die Lösung ist ein Schutzbau, der die Befunde vor Licht und Witterung schützt und durch große Fenster Ein- und Überblicke bietet.

 

Eine moderne Architektur mit Kortenstahlfassade stellt einen engen Bezug zu den Ausstellungsobjekten der Stahlerzeugung her. Die Gestaltung des Außengeländes präsentiert auf unterschiedliche Weise die eisenzeitliche Landschaft und ausgegrabene Strukturen verschiedener Epochen.


Der wartungsarme Schutzbau kann zugleich Kristallisationspunkt als auch Beginn mehrerer Themenpfade sein, die Elemente der eisenzeitlichen bis mittelalterlichen Montanlandschaft präsentieren und bereits existierende
Themenpfade zum Berg- und Hüttenwesen miteinander verknüpfen.

So könnte ein geigneter Schutzbau aussehen: Die sensiblen Befunde könen von außen über zwei Öffnungen gut eingesehen werden. Gleichzeitig sind die archäologischen Strukturen licht- und witterungsgeschützt.
Außerhalb des Schutzbaus werden durch zwei Kreise die Grundflächen der Meiler des 17. Jahrhunderts angedeutet.
Der Schutzbau - ein kultureller Leuchtturm in einem Wegenetz von Themenpfaden.

Konservierung der Ausgrabungsstätte

Am 28. Juni 2018 war ein großer Tag für all die Menschen, die sich seit Jahren mit großer Begeisterung um die Ausgrabungsstätte "Gerhardsseifen" bemüht, Gelder gesammelt und Netzwerke aufgebaut haben, um diesem Projekt den wichtigen Anschub zu geben.

 

Im Oberen Schloss wurde dieser Einsatz nun mit der Übergabe eines Förderbescheides über 150.000 Euro gewürdigt. Ekhard Uhlenberg, Präsident der NRWStiftung, übergab den Bewilligungsbescheid symbolisch an Friedrich Schmidt, Vorsitzender des "Trägervereins Ein Siegerländer Tal e.V." Dieser Verein, vor kurzem neu gegründet, wird das Projekt künftig begleiten und betreuen. Uhlenberg lobte bei seinem Besuch das Engagement der zahlreichen Vereine, die sich in dem Trägerverein zusammengeschlossen haben. Erstmalig ist für ihn die Erkenntnis, dass das Zusammenwirken der Vereine auch über die Landesgrenze hinaus bestens funktioniert.

 

Siegens Bürgermeister Steffen Mues erinnerte an die Bedeutung der Funde. Bei dieser Grabung sind zum erstenmal im Siegerland an nahezu gleicher Stelle Zeugnisse aus drei industriellen Zeitepochen gefunden worden. Allein dadurch hat die Ausgrabungsstätte laut Aussagen der Archäologen eine Bedeutung von europäischem Rang. Aus Sicht des Bürgermeisters ist es bewundernswert, wieviele Vereine und noch dazu über die Landesgrenze hinaus sich an dem Projekt beteiligen. So ziehen die Vereine Niederschelden, Gosenbach, Oberschelden, Niederschelderhütte, Mudersbach und Brachbach an einem Strang und zeigen, dass die Zeit des Kirchturmdenkens vorbei ist. Auch der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller, steht voll hinter dem Projekt.

 

Nachdem nun die Finanzierung gesichert ist, werden in 2018 die Planungen weitgehend abgeschlossen. Baubeginn für den Schutzbau und die Außenanlagen ist Mitte 2019, die endgültige Fertigstellung ist für Anfang 2020 vorgesehen. 

 

Übergabe des Förderbescheides im Oberen Schloss. Auf dem Bild von links zu sehen: Maik Köhler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchen, Landrat Andreas Müller, Eckhard Uhlenberg, Friedrich Schmidt und Christian Weber sowie Bürgermeister Steffen Mues.
Heimat. Niederschelden

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